Monday, May 7, 2012 - 17:15

TU Berlin, Institut für Philosophie, Literatur-, Wissenschafts- und Technikgeschichte

„Weißt du, wieviel Sternlein stehen?“ - Zum Verhältnis
von Beobachtung und Darstellung im Planetarium


Die Astronomie ist der Inbegriff einer klassischen Naturwissenschaft, die es mit abzählbaren, klar umrissenen Objekten zu tun hat, und ein Planetarium visualisiert dieses klassische astronomische Wissen auf perfekte Weise. Was gäbe es also weiter darüber zu sagen? Das am Fachgebiet Literaturwissenschaft der TU Berlin angesiedelte DFG-Projekt “Zeit-Bild-Raum” erforscht das 1923 in den Jenaer Zeiss-Werken erfundene Projektionsplanetarium aus kulturwissenschaftlicher Sicht. In einer Zusammenführung von technik-, wissenschafts- und kunsthistorischen Aspekten geht es darum, das Planetarium als eine “Sehmaschine” erkennbar zu machen, die den Betrachter an einem durch und durch artifiziellen Visualisierungsprozess teilnehmen läßt. Im Unterschied zum Kino, mit dem es über die Projektionstechnik auch verwandt ist, geht es im Planetarium nicht um eine Aufzeichnung und Reproduktion von Bewegung, sondern um die Simulation eines visuellen Feldes. Dabei generiert die optomechanische Apparatur in einer Umkehrung astrophotographischer Messungen den “natürlichen” Eindruck des Sternenhimmels aus einer Überlagerung verschiedener Rotations- und Kreisbewegungen. Mit seiner Rückkehr zum ptolemäischem Standpunkt im Innern der Himmelskuppel oder -kugel wird das Planetarium so zu einem hyperrealen Wahrnehmungsraum, in dem Beobachtung und Darstellung nicht mehr voneinander zu unterscheiden sind. 

Zeit: Montag, 7. Mai 2012, 17:15 Uhr

Ort: Zuse-Institut Berlin
Takustraße 7
14195 Berlin
Hörsaal (Rundbau, Erdgeschoß)

 

Veranstalter:


M. Alexa (TUB), J. Döllner (HPI), P. Eisert (HUB), H.-C. Hege (ZIB), 
K. Polthier (FUB), J. Sullivan (TUB)