Stanislaw Ulam

Aller Ehren wert
Stanislaw Ulam erfand in den vierziger Jahren gemeinsam mit John von Neumann und anderen die Monte-Carlo-Methode. Damit lassen sich selbst hochkomplexe Prozesse berechnen, an denen alle anderen Berechnungsvorschriften der Mathematik scheitern. Die Monte-Carlo- Methode umschifft die Lücke, indem sie, wie in Monte Carlos Casinos, den Zufall zum Prinzip erhebt. Will man etwa die Ausbreitungsgeschwindigkeit eines Grippevirus berechnen, werden sehr viele zufällig ausgewählte Möglichkeiten durchgespielt. Je mehr Durchläufe, destogenauer das Ergebnis.
Zur Person
Übersetzt in einen Algorithmus ist die Monte-Carlo-Methode inzwischen das Verfahren für statistische Simulationen per Computer. Dabei hatte sich Stanislaw Ulam (1909 – 1984) als junger Mathematiker in seiner polnischen Heimatstadt Lemberg noch mit abstrakten Problemen wie der Mengenlehre beschäftigt. Seine mathematische Intuition war außergewöhnlich.
Auch John von Neumann erkannte das und lud Ulam 1936 in die USA an die Universität Princeton ein. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Amerika seine Zuflucht. Von Neumann rekrutierte ihn 1943 für den Bau der Atombombe. Mit der Monte-Carlo-Methode, die sie in den nächsten Jahren entwickelten, lösten die Physiker ein gewichtiges Problem. Die physikalischen Reaktionen bei der Kernspaltung, die sie weder mit Gleichungen berechnen noch in Laborexperimenten messen konnten, simulierten die Forscher nun mit Hilfe der Mathematik – zum ersten Mal 1946, auf „Eniac“, dem ersten elektronischen Computer.
Gut zu wissen
Die Monte-Carlo-Methode erfand Ulam beim Kartenspielen. Während er eine Patience legte, fragte er sich, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Spiel aufgeht. Weil er mit abstrakten Überlegungen nicht weiterkam, dachte er praktisch. Wie wäre es, Hunderte von Spielverläufen zu beobachten und die gewonnenen Spiele zu zählen? Natürlich wollte er die Patiencen nicht selbst legen, sondern, übersetzt in Rechenoperationen, dem Computer überlassen.