Nadia Magnenat-Thalmann

Aller Ehren wert
Ob Gollum in „Herr der Ringe“, Carl im Pixar-Film „Oben“ oder Charaktere in der virtuellen Welt eines Computerspiels – ohne Nadia Magenenat-Thalmann, eine Pionierin der Computergrafik, würden die Figuren viel weniger lebensecht wirken. Heute hilft sie mit ihren virtuellen Menschen der Medizin.
Zur Person
Dutzende Sensoren zeichnen die grazilen Bewegungen der Tänzerin auf, die Daten werden in ein von Computer lesbares Format umgewandelt und auf den Avatar auf der Leinwand an der Stirnseite des Labors übertragen. Wie ein Spiegelbild vollzieht das 3-D-Modell das Training nach. Es simuliert nicht nur die Form der Frau. Daten aus MRT-Scans erlauben den Blick auf Muskeln, Skelett und Knorpelschichten. Die Biomechanik des Körpers wird nachempfunden. Kommt die Tänzerin nun mit Schmerzen zum Arzt, kann dieser ihr exakt sagen, was die Ursache des Problems ist. Der virtuelle Mensch als Diagnosehilfe. Geht es nach Nadia Magnenat-Thalmann, dann sollte die Simulation noch weiter gehen und Organsysteme bis auf Molekülebene modellieren.
Die Pionierin der Computergrafik hat einen weiten Weg hinter sich. Auf Abschlüsse in Biologie, Psychologie und Biochemie folgte 1977 noch eine Promotion zum Thema Quantenphysik an der Universität Genf. Danach ging sie nach Montreal in Kanada und baute dort das MiraLab auf. Seit 30 Jahren entwickelt sie nun Methoden, um Mimik und Körperbewegungen von Menschen am Computer grafisch umzusetzen. Daraus entstand 1987 die erste vollständig computeranimierte 3-D-Filmsequenz: In „Rendez-vous in Montreal“ trifft Marilyn Monroe auf Humphrey Bogart. Die Bewegungen wirkten noch steif, die Mimik hölzern, Anzug und Kleider flächig. Eine Herausforderung für Magnenat-Thalmann. So hat sie nach ihrer Rückkehr nach Genf Stoffe und ihren Fall so genau analysiert, dass sie in einer 3D-Animation 2007 Entwürfen aus der Haute Couture neues Leben einhauchen konnte. Inzwischen arbeitet sie zusätzlich für die Uni von Singapur und entwickelt dort soziale Roboter.
Gut zu wissen
Ein autonomer Roboter namens Nadine, den Magnenat-Thalmann entwickelte, ist rein äußerlich fast ihr Zwilling. Nadine kann Menschen, ihre Mimik und Emotionen erkennen und antworten.