Aller Ehren wert

Der Physiker Chris Sander zählt zu den Mitbegründern der Bioinformatik. Um die großen Rätsel der Biologie und Medizin zu lösen, nutzt er Mathematik und moderne Datenverarbeitung.

Zur Person 

Chris(tian) Sander studierte Physik an der Freien Universität Berlin, entdeckte aber bald seine Liebe zur Biologie. „Leben zu analysieren, das lebende System auf unserem Planeten zu verstehen, war eine faszinierendere und herausforderndere Aufgabe, als Elementarteilchen zu studieren“, erinnert sich Sander.

Im Gespräch mit dem Göttinger Nobelpreisträger Manfred Eigen erfuhr der junge theoretische Physiker, dass er auf einem Feld forschen wollte, dass eigentlich noch gar nicht so recht existierte. Die Idee, Mathematik und Biologie zu verbinden, war vor 50 Jahren revolutionär. Als 1977 das Fachblatt „Nature“ die komplette Erbinformation eines Virus (5375 „Buchstaben“) abdruckte – damals eine Pioniertat – war für Sander klar: Um die Botschaft der Gene zu entziffern, brauchte es eine „Computer-Biologie“.

Stück für Stück setzte Sender seine Vision in die Tat um. Mit Methoden aus Mathematik und Informatik rückte er bis dahin für unlösbar gehaltenen Problemen wie der Faltung und räumlichen Gestalt der Proteine zu Leibe. Auch an einer optimierten Krebstherapie arbeitet Sander. Der Physiker von einst will heute das Leben von Kranken verbessern und, wenn möglich, verlängern.

Nach Stationen unter anderem an der Cornell- und der Rockefeller-Universität sowie dem Weizmann-Institut forscht Sander heute am Dana-Farber-Krebsinstitut der Harvard-Universität in Boston.

Gut zu wissen

Chris Sander ist der Bruder des 2013 verstorbenen Berliner Schauspielers Otto Sander. Als Kinder spielten beide zusammen Theater. Immer zu Weihnachten wurde ein Stück vor der Familie aufgeführt.